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Neueste Einträge (191)
Gedenkkerze
Inge Soder
Herbst im Fluß
Der Strom trug das ins Wasser gestreute
Laub der Bäume fort.
Ich dachte an alte Leute
Die auswandern ohne ein Klagewort.
Die Blätter treiben und trudeln,
Gewendet von Winden und Strudeln
Gezügig, und sinken dann still.
Wie jeder, der Großes erlebte,
Als er an Größerem bebte,
Schließlich tief ausruhen will.
Joachim Ringelnatz
* 7. August 1883 in Wurzen- † 17. November 1934
Gedenkkerze
Inge Soder
Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl
*3. Februar 1887 in Salzburg - + 3. November 1914 im Lazarett von Krakau
Gedenkkerze
Béatrice Kunz, Luzern/Schweiz
Tiefgehende, schöne Spuren hinterlassen zu können wie Stefan Mickisch ist grossartig. Wir tragen diese in unseren Herzen.
Gedenkkerze
Inge Soder
Im deutschen November
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort! –
Die Sonne schleicht zum Berg
Und steigt und steigt
und ruht bei jedem Schritt.
Was ward die Welt so welk!
Auf müd gespannten Fäden spielt
Der Wind sein Lied.
Die Hoffnung floh –
Er klagt ihr nach.
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort!
Oh Frucht des Baums,
Du zitterst, fällst?
Welch ein Geheimnis lehrte dich
Die Nacht,
Daß eis'ger Schauder deine Wange,
Die purpur-Wange deckt? –
Du schweigst, antwortest nicht?
Wer redet noch? –
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz.
Fliege fort! fliege fort! –
Ich bin nicht schön
– so spricht die Sternenblume -
Doch Menschen lieb' ich
Und Menschen tröst' ich –
sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
nach mir sich bücken
ach! und mich brechen –
in ihrem Auge glänzet dann
Erinnerung auf,
Erinnerung an Schöneres als ich: –
– ich seh's, ich seh's – und sterbe so.–
Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!
Friedrich Nietzsche
* 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen
+25. August 1900 in Weimar
aus Herbst 1884-Gedichte und Gedichtfragmente 28/Ecce Homo
Gedenkkerze
Inge Soder
Volksweise
Mich rührt so sehr
böhmischen Volkes Weise,
schleicht sie ins Herz sich leise,
macht sie es schwer.
Wenn ein Kind sacht
singt beim Kartoffeljäten,
klingt dir sein Lied im späten
Traum noch der Nacht.
Magst du auch sein
weit über Land gefahren,
fällt es dir doch nach Jahren
stets wieder ein.
René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke
*4. Dezember 1875 in Prag- + 29. Dezember 1926 in Val-Mont -Montreux
Aus «Larenopfer» (1895)